Interview mit Paul zum Begleitheft: So erstellen wir die Unterlagen für die Teilnehmenden

17. Mai 2023

Martina hat Paul zum Begleitheft interviewt, das Es geht LOS gemeinsam mit verschiedenen Wissenschaftler:innen für die erste Phase von Hallo Bundestag erstellt hat. Es schafft eine gemeinsame Wissensbasis für diese Projektphase mit dem Thema: "Unser Wahlkreis, unser Bundestag – Wie stärken wir die Beziehung zwischen Menschen und Politik?"

Unten finden Sie das Interview und hier können Sie das Begleitheft herunterladen.

 

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Welche Funktionen übernehmen die Unterlagen für die Teilnehmenden der Wahlkreistage?

Wir verfolgen mit den Unterlagen, in dem Fall dem Begleitheft, drei Ziele: 

1. Alle Teilnehmenden verfügen über grundlegende Informationen, um sich unabhängig von Vorwissen einen Tag lang über ein Thema austauschen zu können.

2. Diese Wissensbasis ist geteilt. Es gibt also etwas, auf das sich alle beziehen, und über das sie ins Gespräch kommen können.

3. Diese Wissensbasis ist so neutral wie möglich. Hierfür sprechen wir mit verschiedenen Expert:innen aus Forschung und Zivilgesellschaft, sowie von anerkannten Instituten, deren Disziplin für das diskutierte Thema von Relevanz ist.

 

Welche Rolle bekommen Expert:innen beim Wahlkreistag?

In unseren Augen ist die Prüfung der Inhalte durch verschiedene Expert:innen unglaublich wichtig, um fachliche Perspektivenvielfalt herzustellen. Doch auch innerhalb einer Disziplin gibt es verschiedene Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt. Absolute Neutralität von Fakten ist in der Wissenschaft nicht möglich, deswegen bringen wir mit dem Begleitheft die verschiedenen Erklärungen zusammen. 

So wurde im Begleitheft der ersten Phase das politische System der Bundesrepublik Deutschland beschrieben. Im politischen Diskurs sind jedoch bspw. die Implikationen der Wahlrechtsreform für die Wahlkreise äußerst voraussetzungsvoll und Gegenstand laufender Auseinandersetzungen. Besonders schwierig war es im Fall der Wahlrechtsreform, dass der Gesetzgebungsprozess parallel zur Hefterstellung verlief, weshalb bspw. der recht spät beschlossene Wegfall der Grundmandatsklausel nicht darin abgebildet werden konnte.

Für das Begleitheft war daher vielmehr die Frage leitend: Was sind die Aussagen, auf die sich alle Expert:innen einigen können, was ist der gemeinsame Nenner der aktuellen Diskussion? 

Aus diesem Grund haben wir uns auch dagegen entschieden, die Informationen während der Walkreistage von den Expert:innen selbst vorstellen zu lassen. So spielt z.B. auch das Charisma eine entscheidende Rolle dabei, welche Positionen als überzeugend wahrgenommen werden. Bei einem eintägigen Format ist es zudem zeitlich schwierig, die drei oder mehr Expert:innen / Institutionen zu Wort kommen zu lassen. Dies ist leichter, wenn die Informationen vorab erstellt werden.

 

Und wie sucht ihr die Expert:innen aus?

Alles beginnt mit einer breit angelegten Recherche zum Thema. Hierbei erstellen wir eine Mindmap zu möglichen Unterthemen, relevanten Studien und deren Verfasser:innen, sowie Lehrstühlen und wissenschaftlichen Kommissionen, die die Regierung beraten. Möglichst früh nehmen wir bereits Kontakt zu möglichen Expert:innen auf, um die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zu erfragen. Zudem wissen sie selbst am besten, mit wem wir außerdem sprechen sollten und können ggf. einen Kontakt herstellen. 

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Bereitschaft zur (ehrenamtlichen) Unterstützung unserer Arbeit äußerst hoch ist, wenn die Auswahl der ersten Ansprechpartner:innen sich klar aus ihrem Forschungsfeld und dessen Bezug zum Thema herleitet.

Die Expert:innen, die bei der Erstellung des Begleithefts in der ersten Phase von Hallo Bundestag mitgewirkt haben waren: Prof. Dr. Marion Reiser (Lehrstuhl Politisches System der Bundesrepublik Deutschland, Universität Jena), Prof. Dr. Brigitte Geißel (Forschungsstelle Demokratische Innovationen, Goethe-Universität Frankfurt), Prof. Dr. Sven T. Siefken (Institut für Parlamentarismusforschung (IParl) & Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung), Prof. Dr. Joachim Behnke (Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Zeppelin Universität Friedrichshafen), Prof. Dr. Robert Vehrkamp (Leuphana Universität Lüneburg & Bertelsmann Stiftung). Wir danken den Expert:innen für die wertvolle Unterstützung!

 

In welchen Schritten entsteht das Heft und wie verläuft die Qualitätssicherung?

Die erste Textfassung des Begleithefts für die erste Phase entstand basierend auf einer umfassenden Internetrecherche sowie Kurzinterviews mit den Expert:innen. Erste Ideen zur Visualisierung der Inhalte sammelten wir hier schon als Skizzen und besprachen sie anschließend mit dem Designbüro parat.cc aus München, mit dem Es geht LOS seit Jahren zusammenarbeitet. Hier entstand die erste Designfassung, welche dann zur Kommentierung an die verschiedenen Expert:innen geschickt wurde.

Aufbauend auf den vielfältigen Hinweisen der Expert:innen wurde das Heft entsprechend überarbeitet. Diese zweite Designfassung erhielten anschließend ehemalige Teilnehmende vergangener Wahlkreistage. Ihre Rückmeldungen hinsichtlich Verständlichkeit und Vollständigkeit der Unterlagen waren ebenfalls unglaublich wertvoll. Die Version wurde auch von zwei Jugendlichen kommentiert, um sicherzustellen, dass das Begleitheft auch für junge Menschen (wir losen ja ab 12 Jahren aus) einen Mehrwert bietet. Anschließend musste sich das Heft vor dem Versand in die Druckerei nur noch einer finalen Rechtschreibkorrektur unterziehen.

Der Zeitraum der Erstellung betrug in etwa acht Wochen vom ersten Gespräch bis zum vorliegenden Heft.