Externe Evaluation und Forschung

Hier sind die Ergebnisse der externen Evaluation
Lesen Sie hier den kompletten Evaluationsbericht von Hallo Bundestag und hier die kürzere Zusammenfassung. Es gibt außerdem eine englische Version und auch für diese eine Zusammenfassung. Die Evaluation wurde durch geführt durch e-fect.
Eine Forschergruppe der Humboldt Universität zu Berlin hat das Projekt ebenfalls wissenschaftlich begleitet. Der Preprint ihrer Publikation kann hier (auf Englisch) heruntergeladen werden, weiter unten auf dieser Seite stellen wir die zentralen Erkenntnisse vor.

Ergebnis 1: Inklusive Beteiligung durch Diversität
Das Ziel einer Teilnahme von Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründen wurde erreicht. Das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen und es haben Personen aller Altersgruppen und Menschen ohne deutsche oder europäische Staatsangehörigkeit teilgenommen. Auch Personen ohne oder mit niedrigem Schulabschluss, und Menschen, die nicht (mehr) arbeiten, waren vertreten. Zudem nahmen Personen mit niedrigem bis hohen Haushaltseinkommen an den Wahlkreistagen teil. Außerdem haben auch Nichtwähler:innen und Personen mit geringem politischem Interesse an den Wahlkreistagen teilgenommen. Nur eine Teilgruppe der befragten Teilnehmenden engagierte sich zum Zeitpunkt vor dem Wahlkreistag ehrenamtlich.
Die Diversität der Teilnehmenden spiegelt sich auch in der Wahrnehmung der Teilnehmenden wider: Viele hoben die Vielseitigkeit der vertretenen Meinungen und Perspektiven positiv hervor.
Die Ansprache der Teilnehmenden war besonders: Es gab ein (1) persönliches Aufsuchen, die (2) Kennenlerntreffen für die Jugendlichen und das (3) Eingehen auf individuelle Bedarfe der Teilnehmenden (z.B. Sprachassistenz). Mehrere Indizien sprechen dafür, dass diese Ansprache zu einer höheren Diversität beigetragen hat:
1) Eine im Vergleich mit anderen Verfahren hohe Teilnahmequote.
2) 10 % der Teilnehmenden haben erst nach dem Aufsuchen zugesagt.
3) Eine Absage war am häufigsten mit Zeitmangel begründet.
Insbesondere die Ansprache der Jugendlichen hat gut funktioniert. Wie geplant hat ein mit der Grundgesamtheit verglichen höherer Anteil von ihnen teilgenommen. Auch die Rücklaufquote war unter den Jugendlichen deutlich höher als bei den Erwachsenen.

Ergebnis 2: Prozessqualität
Die befragten Teilnehmenden bewerten Moderation und Austausch während der Wahlkreistage ausgesprochen positiv. Sie hatten überwiegend die Möglichkeit, einen relevanten Beitrag zu den Gesprächen und Ergebnissen der Veranstaltung zu leisten. Aus Sicht der großen Mehrheit der Befragten waren die Ergebnisse der Wahlkreistage nicht vorbestimmt und stehen für die Anliegen der Allgemeinheit. Die Wahlkreistage boten den meisten Teilnehmenden einen individuellen Erkenntnisgewinn. Für die überwiegende Mehrheit stellte die Teilnahme am Wahlkreistag eine positive Selbstwirksamkeitserfahrung dar.
Die hohe Prozessqualität lässt darauf schließen, dass es für die große Mehrheit der befragten Teilnehmenden möglich war, in einen deliberativen Austausch miteinander zu treten.

Ergebnis 3: Wirkung - Stärkung der politischen Beteiligungsmotivation
Die Ergebnisse des Vorher-Nachher-Vergleichs geben deutliche Hinweise darauf, dass die die Wahlkreistage die Teilnehmenden motiviert haben, sich verstärkt politisch zu beteiligen.
Die politische Beteiligungsabsicht, z.B. an einer weiteren Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung teilzunehmen, einmal zu einem bestimmten Thema Kontakt zu Politiker:innen aufzunehmen oder regelmäßig für politische, soziale oder ökologische Anliegen in einer Organisation mitzuarbeiten, hat zugenommen. Dieser Effekt zeigt sich insbesondere bei denen, die sich zuvor eher weniger mit Politik beschäftigt haben.
Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt eine signifikante Stärkung partizipativer, kollektiver sowie politischer Wirksamkeits- und Selbstwertüberzeugungen. Teilnehmende, die ein geringes politisches Interesse und/oder Aktivitäten berichteten, zeigten einen stärkeren Zuwachs interner politischer Wirksamkeits- und Selbstwertüberzeugungen.
Qualitative Ergebnisse zeigen, dass bei einigen Teilnehmenden das politische Interesse gestiegen ist.
Die motivierende Wirkung zeigt sich auch bei der Unterstützung des Aufsuchens durch einzelne Teilnehmende und anhand der Teilnahme an den auf die Wahlkreistage folgenden Treffen der Wahlkreisräte. Diese Treffen sollen auch über das Projektende hinaus selbstständig von den Teilnehmenden weitergeführt werden.
Das Vertrauen in politische Institutionen ist nach der Teilnahme höher als zuvor. Insbesondere wurde das Vertrauen in Politiker:innen gestärkt. Dieser Effekt lässt sich durch die Beteiligung von (mehreren) Abgeordneten an einem Wahlkreistag gut erklären.

Ergebnis 4: Akzeptanz des Formats bei den teilnehmenden Abgeordneten
Für die Abgeordneten boten die Erkenntnisse aus dem Wahlkreistag einen Mehrwert für ihre politische Arbeit bei angemessenem Aufwand. Fast alle der befragten MdB konnten auf dem Wahlkreistag mit Menschen sprechen, mit denen sie sonst nicht in Kontakt kommen und dadurch neue Perspektiven kennenlernen.
Eine große Mehrheit war nach ihrer Teilnahme vom Format überzeugter als vorher. Die MdB und ihre Mitarbeitenden sind der Meinung, die Wahlkreistage sollten zukünftig in allen Wahlkreisen stattfinden, und die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten würde dieses Format nutzen. Laut den befragten Abgeordneten können die Wahlkreistage zur Stärkung der Demokratie beitragen.
Das sind die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung
Wir haben das Projekt "Hallo Bundestag", das als Experiment konzipiert war, mit der Wissenschaft verknüpft und eng mit dem Lehrbereich Politisches Verhalten im Vergleich der Humboldt Universität Berlin zusammengearbeitet. Der Preprint ihrer Publikation kann hier (auf Englisch) heruntergeladen werden.
Im Folgenden stellen wir die zentralen Erkenntnisse vor. Diese decken sich mit jenen aus unserer Evaluation, bestärken sie jedoch dadurch, dass hier die Antworten der Wahlkreistagsteilnehmenden mit jenen einer unbeteiligten Kontrollgruppe verglichen worden sind.

Ergebnis 1: Politisches Vertrauen
Im Vergleich zur Kontrollgruppe aus der Studie zeigen die Teilnehmenden der Wahlkreistage nach der Teilnahme einen starken politischen Vertrauensgewinn, insbesondere in Politiker:innen. Dieser Effekt war dann besonders stark, wenn mehrere Parteien beim Wahlkreistag anwesend waren.

Ergebnis 2: Politische Selbstwirksamkeit
Sowohl die wertschätzende Atmosphäre beim Wahlkreistag als auch die Begegnung mit Politiker:innen, die sie ernst nehmen, führen bei den Teilnehmenden der Wahlkreistage zu einem gesteigerten Selbstwirksamkeitsgefühl. Auch diese Effekte sind im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant.

Ergebnis 3: Beteiligungsbereitschaft
Die Teilnahme am Wahlkreistag scheint zudem die Beteiligungsbereitschaft zu steigern. Dieser Effekt ist signifikant bei der Bereitschaft, Politiker:innen zu kontaktieren, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren und sich online sowie offline an politischen Diskussionen zu beteiligen.

Ergebnis 4: Verschwörungserzählungen
Außerdem zeigt die Studie, dass die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und das Erleben eines transparenten politischen Prozesses während der Wahlkreistage die Offenheit für Verschwörungserzählungen reduzieren kann. Besonders bei Fragen zur Manipulation von Ereignissen und Fakten durch Eliten waren die Effekte signifikant.
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