3. Wahlkreistag im Wahlkreis Roth - „Vielleicht müssen wir uns zum Glück zwingen?”
Am Samstag, den 2. März 2024, hat im Wahlkreis Roth der dritte Wahlkreistag stattgefunden. 28 Teilnehmende, davon 5 Jugendliche, versammelten sich in Reichenschwand im Schlosshotel, um über das Thema „Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr – wichtige Erfahrung für alle oder zu großer Eingriff in die persönliche Freiheit?” zu diskutieren.
Nach einer Vorstellungsrunde, in der sowohl Vorfreude als auch Skepsis gegenüber dem Tag geäußert wurde, ging es am Vormittag in die erste Kleingruppenphase. In Zweierpaaren sollte sich über eigene Erfahrungen mit Gesellschaftsdiensten ausgetauscht werden - erstmal ohne das Gesagte vom Gegenüber zu kommentieren. Danach wurde sich mit verschiedenen Varianten von Gesellschaftsdiensten beschäftigt: ein verpflichtender Gesellschaftsdienst nach der Schule, ein verpflichtender Gesellschaftsdienst zu einem selbstgewählten Zeitpunkt im Leben und die aktuelle Regelung der freiwilligen Gesellschaftsdienste. Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten wurden abgewogen. Diskutiert wurde dabei die Sorge um eine mangelnde Motivation bei den Dienstleistenden, sobald der Dienst auf einer Verpflichtung beruhen würde. Auch der Umgang mit den jungen Menschen, die bereits sicher wüssten, welchen Beruf sie gerne lernen möchten wurde besprochen, bezogen auf ein Dienstjahr direkt nach der Schule.
Nach der ersten Kleingruppenphase fand eine erste Aufstellung statt. Dabei sollten die Teilnehmenden durch ihre Position im Raum zeigen, welche der Varianten sie am besten fanden. Ein großer Teil der Teilnehmenden konnte der Idee eines verpflichtenden Gesellschaftsdienstes, ob direkt nach der Schule oder zu einem selbstgewählten Zeitpunkt im Leben, viel abgewinnen. Einige wenige waren jedoch auch klar dagegen. Uneinigkeit bestand vor allem bezüglich der Frage, wie lang dieser Dienst sein sollte und zu welchem Zeitpunkt im Leben er geleistet werden sollte. Nachdem sich die Teilnehmenden entsprechend ihrer Meinung im Raum positioniert hatten, wurde sie gebeten nun zu der Variante (verpflichtender Dienst nach der Schule, verpflichtender Dienst zu einem selbstgewählten Zeitpunkt im Leben oder Freiwilligendienste) zu gehen, die sie am schlechtesten fänden. Nach diesen zwei Aufstellungen wurde versucht, für jede der drei Varianten eine Kleingruppe für den Nachmittag zu bilden, in denen Teilnehmende unterschiedlicher Meinungen vertreten waren.
Am Nachmittag wurde dann in diesen gemischten Kleingruppen weitergearbeitet. Alle sollten zunächst ihre Bedenken zu der Variante sammeln, zu der die Gruppe arbeitete. Durch die zuvor erfolgte Zusammenstellung kamen so Bedenken von Befürworter:innen und Kritiker:innen der Variante zusammen. Gemeinsam wurde ausgehend von diesen Bedenken an möglichen Lösungen gearbeitet. Dabei waren insbesondere die Bedenken und Lösungsideen von den Kritiker:innen der Variante von Bedeutung. Ziel war es, die Variante so abzuwandeln, dass möglichst viele im Raum mit einer möglichen zukünftigen Umsetzung dieser Variante leben könnten.
Am Nachmittag kamen der Bundestagsabgeordnete Ralph Edelhäußer (CSU) sowie drei Mitarbeiter aus dem Wahlkreisbüro von Jan Plobner (SPD) dazu, um über die verschiedenen Aspekte des verpflichtenden Gesellschaftsjahres zu sprechen. Jan Plobner (SPD) und Kristine Lütke (FDP) bedauerten es sehr, aufgrund einer Delegationsreise nicht am Wahlkreistag teilnehmen zu können.
Die Kleingruppen stellten die Ergebnisse des Vor- und Nachmittages zunächst vor und baten Herrn Edelhäußer (CSU) und die Mitarbeitenden von Jan Plobner (SPD) um eine Stellungnahme. Durch die Kommentare der Politiker:innen wurde am Nachmittag vor allem der bürokratische Aufwand einer Verpflichtung disktutiert. Ein weiteres wichtiges Thema waren die bisher unzureichend beworbenen und finanziell unterstützten bereits bestehenden Freiwilligendienste sowie die Belastung von Einsatzstellen durch Dienstleistende, die nicht motiviert wären, sich einzubringen. Durch die Diskussion wurde die Gruppe der Befürworter:innen der Freiwilligendienste etwas größer. Dennoch blieb mehrheitlich die Hoffnung, durch eine Verpflichtung den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und jungen Menschen eine Orientierung zu bieten. “Machmal muss man die Menschen auch zu ihrem Glück zwingen", war der Tenor. Ein verpflichtender Gesellschaftsdienst zu einem späteren Zeitpunkt im Leben als direkt nach Schule verlor durch die Diskussion an Zustimmung. Dies wurde in einer abschließenden Aufstellung sichtbar. Interessant war insbesondere, dass auch die Jugendlichen für eine Verpflichtung nach der Schule waren. Ihnen würde die Option auf einen freiwilligen Dienst nicht ausreichen, denn das machten dann ja weiter nur die sehr Motivierten und Informierten.
Während die meisten Teilnehmenden bei ihrer Position vom Vormittag blieben, gab es auch mehrere Teilnehmende, die ihre Meinung änderten oder über den Tag erst eine Position entwickelten.
In einer Abschlussrunde äußerten die Teilnehmenden, der Abgeordnete Ralph Edelhäußer (CSU) und die Mitarbeitenden von Jan Plobner (SPD), dass sie den Tag als sehr konstruktiv und bereichernd erlebt hätten. Bei manchen Teilnehmenden blieb eine gewisse Unsicherheit darüber, was ein solcher Tag bei dem vor allem diskutiert wird, politisch bringen würde. Der Austausch untereinander und die Erfahrung mit einer gelosten Gruppe gut und wohlwollend diskutieren zu können, wurde von vielen als positive Erfahrung beschrieben.