"Es war mir eine Freude, Sie alle in diesem Raum hier kennenzulernen!”
Bericht über den zweiten Wahlkreistag für Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost am 23. September 2023
Eindrücke vom Wahlkreistag
Am 23. September 2023 hieß es: „Startschuss für die zweite Phase von Hallo Bundestag“! Der Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg machte den Anfang. 22 Teilnehmende, darunter 6 Jugendliche, versammelten sich im Deutschen Bundestag und diskutierten über das Thema „Der Staat und wir – ein Geben und Nehmen?“.
Das Team von Hallo Bundestag hatte sich für die zweite Phase etwas Neues vorgenommen: Mehr Austausch über persönliche Erfahrungen zwischen den Teilnehmenden und mit den Abgeordneten. Daher konnten die Teilnehmenden zunächst ihre Position zu ein paar Aussagen zum Thema Staat und freiwilligem Engagement mit roten (Ablehnung) und grünen (Zustimmung) Klebepunkten ausdrücken. Dann wurden Paare von Teilnehmenden mit eher gegensätzlichen Meinungen gebildet, die sich gegenseitig interviewten.
Dabei war die Aufgabe: Aktiv zuhören, nachfragen, zusammenfassen – ohne direkt die eigene Meinung ins Spiel zu bringen. Das war für viele Teilnehmende eine neue Erfahrung: „Das war erst einmal sehr ungewohnt, aber auch spannend, so einen kontrollierten Dialog zu führen“.
Aus diesen Gesprächen entstanden einige Themen, die erst in der Kleingruppe, dann im Plenum zusammengetragen und priorisiert wurden. Nach einer Führung durch den Bundestag in der Mittagspause kamen nachmittags die beiden Abgeordneten des Wahlkreises, Canan Bayram (Bündnis 90/Die Grünen) und Pascal Meiser (DIE LINKE), dazu. Auch sie klebten zum Einstieg, wie zuvor die Teilnehmenden, Punkte zu den Aussagen und erklärten ihre Positionen.
Es folgte eine Diskussion zum Thema „Soziale Dienstpflicht“: Sollten Menschen verpflichtet werden, beispielsweise ein Jahr einen Dienst für die Gemeinschaft zu leisten und wenn ja, wie sollte diese Pflicht genau ausgestaltet werden? Sollte sie nur für jüngere Menschen gelten, wie lang sollte sie sein, sollte sie stückweise oder am Stück abgeleistet werden? Was würde als sozialer Dienst gelten? Und ist eine Pflicht vielleicht doch das falsche Mittel oder gar grundgesetzwidrig? Würde eine solche Pflicht eher Lücken in der staatlichen Versorgung stopfen und bräuchte es nicht stattdessen bessere Bedingungen für soziale Berufe und Anreize für Engagement?
Auch die Frage, wie diejenigen, die sich aus Frust über die Politik von der Gesellschaft abgewendet haben, wieder zu erreichen sind, beschäftigte die Runde.
Womöglich wurden an diesem Tag mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Das wurde von manchen auch als positiv empfunden. Einige hätten sich ein konkreteres Thema und noch mehr kontroversere Diskussionen in einer noch vielfältigeren Gruppe gewünscht, zum Beispiel durch Austausch mit anderen Wahlkreisen. Für uns als Team von Hallo Bundestag bedeutet das, mit diesen Erfahrungen den Prozess nun etwas anzupassen. Einig waren sich die Teilnehmenden und die Abgeordneten jedoch darin, dass wir Menschen uns wieder mehr gegenseitig unterstützen und füreinander einsetzen sollten, statt dass jede:r für sich kämpft.
In der Abschlussrunde wurde deutlich, dass trotz des Wunsches nach einem konkreteren Thema die meisten Teilnehmenden einiges von dem Tag mitnehmen konnten. Einige berichteten, sie seien zum Nachdenken angeregt worden. Auch die Jugendlichen erklärten in der Mehrheit, viel gelernt zu haben – auch wenn es manchmal schwer gewesen sei, in das Gespräch der Erwachsenen mit einzusteigen. Ganz besonders hervorgehoben wurden von vielen die angenehme Stimmung und der Wert, mit Menschen zusammenzukommen und sich auszutauschen, die man sonst nicht treffen würde: „Es war mir eine Freude, Sie alle in diesem Raum hier kennenzulernen!“
Die ausführliche Dokumentation des Tages finden Sie hier.